
20 Nov 2017
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Als EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Mitte September seine «State of the Union»-Rede hielt, sprach er von einem «Window of Opportunity». Er meinte damit ein Fenster, das sich nach den deutschen Wahlen Ende September öffnen werde, um grosse und wichtige Projekte der EU anzupacken. Das Fenster wird sich im Frühling 2019 wieder schliessen. Dann wird ein neues EU-Parlament gewählt und eine neue EU-Kommission samt EU-Kommissionspräsident bestellt. Je länger man nun auf eine neue deutsche Regierung warten muss, desto kürzer wird diese «Phase der Möglichkeiten».
« Vielleicht ist Macron ein wenig erleichtert, dass ihm zumindest fürs Erste eine Regierungsbeteiligung der FDP erspart bleibt. »
In den Diskussionen über die Zukunft der EU wird immer vom deutsch-französischen Motor gesprochen. In Wahrheit kamen Anstösse für eine Weiterentwicklung in letzter Zeit aber vor allem aus Paris, von deutscher Seite kam wenig Konkretes. Stimmt dieser Eindruck?
Ja. Aus Berlin kam erschreckend wenig, niemand weiss, welche europapolitischen Schwerpunkte Angela Merkel setzen möchte. Einzig von der FDP war zu vernehmen, dass sie gewisse Vorstellungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zurückweist. Vor den deutschen Wahlen war in verschiedenen Medien zu lesen, eine Regierungsbeteiligung der FDP wäre Macrons Alptraum. Insofern dürfte dieser nun mit gemischten Gefühlen nach Berlin blicken: Natürlich ist er besorgt, weil Berlin keine handlungsfähige Regierung hat, die ein Partner wäre, um seine Projekte anzugehen. Vielleicht ist er aber auch ein wenig erleichtert, dass ihm zumindest fürs Erste eine Regierungsbeteiligung der FDP erspart bleibt. Denn sie hätte ihm das Erreichen einiger seiner Ziele stark erschwert.
Bildlegende: Ohne Deutschland geht in Brüssel nicht viel: Demonstration für die Zukunft Europas in Berlin im September 2017. Imago
Auch wenn aus Berlin wenig neue Ideen kommen: Warum ist Kanzlerin Merkel dennoch so wichtig für die EU?
Weil sie die Kanzlerin Deutschlands ist und nach dem Brexit oder der Wahl von US-Präsident Donald Trump in die Rolle derjenigen schlüpfte, welche in unruhigen Zeiten Stabilität zu garantieren schien. Nun ist das ins Wanken geraten, weil sie selber inzwischen auf einem instabilen Untergrund steht.
« Viele in der EU sehen in Merkel die Ursache für zahlreiche Krisen. »
Daneben gibt es in der EU aber auch andere Sichtweisen auf Merkel: Für die südlichen Länder ist die Kanzlerin, zusammen mit dem langjährigen Finanzminister Wolfgang Schäuble, der Inbegriff der ungeliebten Sparpolitik. Für die östlichen EU-Länder ist sie der Inbegriff einer verfehlten Flüchtlingspolitik. Damit sehen viele in Merkel die Ursache für zahlreiche Krisen in der EU. Trotz all dieser unterschiedlichen Haltungen gegenüber der Kanzlerin: Es ist klar, dass die EU eine handlungsfähige deutsche Regierung braucht.
Kommt die Ungewissheit in Berlin für die EU angesichts des Brexit oder der Unstimmigkeiten mit den osteuropäischen Mitgliedsländer zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt?
Ja, vor allem, weil dieses «Window of Opportunity» nun weniger lang offensteht. Allerdings kann man derzeit keineswegs von einer Krise der EU sprechen. Eine solche könnte sich aber dann anbahnen, wenn es in Deutschland zu Neuwahlen kommen sollte und auch danach keine handlungsfähige Regierung zustande käme.
Das Gespräch führte Christina Scheidegger.
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1 Die Regierungskrise in Berlin könnte auch zur Krise für die EU werden 4:42 min
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Regierungskrise in Deutschland
Niemand weiss, wie es nun weitergeht. Da sei eine völlig neue Situation für Deutschland, analysiert der Berlin-Korrespondent der SZ.
srf/snep;saan
Sendungsbeiträge zu diesem Artikel
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FOKUS: Merkels Dilemma
Aus 10vor10 vom 20.11.2017
Die Sondierungsgespräche für die sogenannte «Jamaika-Koalition» sind gescheitert. Damit wird es für Bundeskanzlerin Angela Merkel immer schwieriger, die Fäden für eine neue Regierung zusammenzuhalten – ihre Stellung ist geschwächt. Wie geht es jetzt weiter? Diese Frage bewegt ganz Europa.
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Dieser Link öffnet das Video in einem neuen Fenster.: Video «FOKUS: Live-Schaltung zu Adrian Arnold und Sebastian Ramspeck» abspielen
FOKUS: Live-Schaltung zu Adrian Arnold und Sebastian Ramspeck
Aus 10vor10 vom 20.11.2017
Die SRF-Korrespondenten Adrian Arnold in Berlin und Sebastian Ramspeck in Brüssel geben ihre Einschätzungen dazu, welche Auswirkungen das Scheitern der Koalitionsgespräche auf die deutsche und die europäische Politik haben wird.
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4 Kommentare
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Daniel Altorfer (geni), 8852 Altendorf
Dienstag, 21.11.2017, 10:07
Das hochgejubelten EU-Machtkonstrukt neigt sich dem Ende entgegen! War nur eine Frage der Zeit....
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Jürg Sand (Jürg Sand), Zürich
Dienstag, 21.11.2017, 09:42
Das macht echt nichts, ist ein weiterer Hoffnungsschimmer für die 500 Millionen Gemerkelten.
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E. Waeden (E. W.), Kt. Zürich
Dienstag, 21.11.2017, 09:31
Macht nichts, wenn Brüssel einwenig zurück gebunden wird, denn Macron will ja zusammen mit Deutschland ein Europa a là Napoleon schaffen. Das Grossreich Europa, die 1. Macht = Brüssel & am liebsten Frankreich & Deutschland zur linken & rechten Seite, welche mitbestimmen sollen.
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